Ankerkasten
Bavaria 390er Lagoon Logo

Ankerkasten

Der Ankerkasten ist wohl Public Enemy der 390er Szene. Wäre interessant zu wissen, wie sich das Ankergeschirr bei einer 350er oder 430er Bavaria verhält. Gerne sind hierzu Eure Erfahrungen und mehr Infos im Bereich "Owner's Corner & Friends" erwünscht.

Die 390er war mein erstes Boot mit Ankerwinde und so fiel mir anfangs eigentlich nichts Negatives auf. Zu Beginn hatte ich auch die verzinkte Serienkette und ich glaube das funktioniert so einigermassen. Wir machten zu der Zeit auch ein paar Seemeilen und gammelten nicht am Steg umher. Doch als ich mit stolz geschwellter Brust zum SVB-Management gehörte, mußte es natürlich sofort eine Edelstahlkette sein und wenn, dann natürlich auch gleich die 60 Meter Lösung für den Marianengraben.

Die Kette von Bremen nach Italien zu transportieren, ging ja noch. Doch die paar Meter vom Parkplatz aufs Boot hatten es in sich! Es dauerte einen halben Tag, bis endlich die alte Kette ausgetauscht war und ich feststellte, daß die neue, längere Kette nur ziemlich knapp in den Ankerkasten paßt.
Die glatten, vernickelten Kettenglieder fallen viel reibungsfreier in den Kettenkasten. Durch diesen Umstand kann man mehr Kette im Vergleich zu einer verzinkten Kette, im Ankerkasten fahren. - Mit den 60 Metern übertrieb ich es dann doch etwas.

Jetzt mußte auch gleich über 4m Grund alles ausprobiert werden. Also Mannschaft antreten zum Ablegen und ab in den Kanal von Grado zum Ankertest oder eher Kettentest.
Im Testgebiet angekommen, schaltete ich den Strom für die Lofrans ein und ging erwartungsvoll zum Bug. Splint raus, Anker leicht vorkippen und dann ließ ich den Anker sanft die paar Meter gen Sandgrund sinken. - Doch denkste! Der Anker slippte, die Kette sprang munter über die Kettennuss, und sprang und sprang... Mit einem beherzten, flachen Fusstritt stoppte ich das Geschehen und war froh, Schuhe in diesem Moment zu tragen.

Doch was war hier los? Was habe ich falsch gemacht? Was wäre passiert, wenn ich Gleiches über 20 Metern Wassertiefe gemacht hätte? Je mehr Kette raus ist, umso mehr Zug käme dann ja auf die verbleibende Kette.
Das war auch mein Problem beim Aufholen des Ankers, denn die Kette fing immer wieder an zu springen. - Peinlich! Um mich herum zahlreiche Italiener, die mit Hohn in gewohnter Weise nicht sparsam umgehen. Also schlich ich mich als "Tedesci" zurück in den Hafen zum Wunden lecken. Glücklicherweise nur geistig, keiner hat sich bei der Aktion verletzt und letztendlich musste ich den Anker mit den Armen wieder hoch ziehen.

So ganz ahnungslos war ich jedoch nicht, denn auch meine 390er Kumpels Jochen und Frank aus der Veruda schafften sich bereits eine schicke, neue Edelstahkette an und erlebten Gleiches. Eigentlich konnte ich es nicht so richtig glauben, doch der Unterschied zur raueren, verzinkten Kette ist scheinbar doch recht deutlich.

Zurück am Schreibtisch in Bremen, bat ich den guten Kai vom Einkauf mir eine neue Kettennuss bei Lofrans zu odern. Zudem hatte ich Glück, denn wir machten eine Geschäftsreise nach Norditalien und besuchten einige Lieferanten und wie kann es anders sein, auch Lofrans in Monza.
Zum Mittagessen hatte ich Gelegenheit mit dem Sohn privates anzureißen und erzählte ihm von meinen Ankerkettenerlebnissen. Seiner Meinung nach könnte es bei einer sehr stark ausgeschlagenen oder falschen Kettennuss (10er statt 8er) zu solch starken Überspringungen der Kettenglieder kommen. Doch er fragte mich auch, wo denn die Tigris bei uns an Deck montiert sei. Ich antwortete ihm, daß sie nicht an Deck sondern natürlich im Ankerkasten montiert ist. - Da gehört sie doch hin! Er lachte nur und meinte Schulterklopfend da müsse ich mich nicht wundern.

Zurück vom Mittagessen im Büro, zeigte er mir die technischen Unterlagen. - Und tatsächlich! Schwarz auf weiß steht es hier und sogar auf Kisuaheli verständlich da auch ein Piktogramm existiert.

OK. - Also ist alles eine Kombination. Die Kette müßte in einem Winkel größer 91° laut Herstellerangaben von der Kettennuß vor zur Ankerrolle laufen. Mit dem Einbauort der 390er nicht ganz zu vereinbaren, doch es fehlt nur ein kleines Bisschen. Noch hinzu kommt eine glatte Edelstahl Kette und eine ältere Kettennuss, die bisher nur die raue Zinkkette kannte.

Einbauvorschrift der Ankerwinde

Die neue Kettennuss ergab übrigens ein etwas besseres Bild. Doch ist Ankern immernoch eine gefährliche Aufgabe und einige Eigner suchen eifrig nach einer Lösung. Schaut Euch mal den Ansatz auf Lars' "Nessaja" (Links zu anderen 390er Webseiten) an.

Zusatzinfo am Rand: Ich fragte das Lofrans-Team auch nach der Haltekraft der Ankerwinde, denn es wird empfohlen immer die Kette durch geeignete Maßnahmen auf einer Klampe etc. festzusetzen. Man geriet wirklich in Rage und machte sehr deutlich, daß die Kette immer festgesetzt werden muss und die Ankerwinde nur zur Kettenbewegung geeignet ist.
Also liebe Bootsführer, besser nicht mehr über Nacht mit der Kette nur auf der Kettennuss rumdümpeln.

© 2021 Pit Förster - Impressum